Im Grunde genommen ist es zu Beginn ganz einfach mit einer Gegenfrage erklärt:
Warum trainieren Leistungssportler? Auch sie müssen, genauso wie Musiker, unzählige Stunden üben und trainieren um im richtigen Moment – wenn es „ernst“ wird, auf den Punkt die beste Leistung abliefern zu können.
Fotografie und Videoproduktion sind sehr weit gefächerte Felder. Es gibt viele unterschiedliche Aspekte und Techniken mit denen man umgehen muss, um zu den Ergebnissen zu kommen die gewünscht sind.
Das Auslöseknöpfchen seiner im Automatikmodus arbeitenden Kamera zu drücken und einen hübsch aussehenden Insta-Filter über das Bild zu klatschen hat nichts mit echter Fotografie zu tun.
Fotografie beginnt immer dann, wenn man beginnt sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen, wie man sein Bild bewusst gestaltet und welche zur Verfügung stehenden Mittel man dazu nutzt um zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
In der Fotografie sind es der sichere Umgang mit der Kamera, das Wissen um die Auswirkungen der unterschiedlichen Kombinationen zwischen Blenden und Belichtungszeiten sowie der sonstigen Kameraeinstellungen, das Wissen um Bildaufbau, Gestaltung & Farbenlehre und – mit am wichtigsten – um den richtigen Umgang mit Licht.
Gerade hier gibt es eine unglaubliche Fülle an Möglichkeiten. Das Spiel mit dem Licht ist einer der essenziellsten Aspekte in der Foto-und Videografie. Aber Licht ist vielschichtig und der Faktor, der mitunter am schwierigsten zu kontrollieren ist, da man bestimmte Gegebenheiten in der täglichen Praxis nicht bzw. nur schwer beeinflussen kann.
In der Image- und Peoplefotografie kommt ein weiterer Aspekt hinzu. Der richtige einfühlsame Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen und Charakteren, mit denen man arbeitet. Um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen ist mitunter auch viel Intuition und Psychologie gefragt.
Zur Abrundung zählt noch das Wissen um die Möglichkeiten der digitalen Nachbearbeitung bei Fotos und zum Videoschnitt. Im Videobereich kommen auch noch die Techniken zur richtigen Aufnahme und Nachbearbeitung des Tons hinzu.
Alles in allem also eine Vielzahl von Faktoren, die es unter einen Hut zu kriegen gilt – was wie beim Sport nur mit viel praktischer Erfahrung zu bewerkstelligen ist. Und die kommt nicht von ungefähr…
Im professionellen Bereich wäre sicher kein Kunde begeistert wenn er das Gefühl vermittelt bekommt, für den Fotografen so etwas wie ein „zahlendes Versuchskaninchen“ zu sein.
Also absolviert man auch als Fotograf sein regelmäßiges Training – ohne Druck und mit der Freiheit, Dinge auszuprobieren. Um in dem was man tut sattelfest zu werden und sein Wissen dann abrufen zu können, wenn es gebraucht wird.
Und natürlich – last but not least – um sich als Künstler in dem auszudrücken, was einen bewegt und was einem gefällt. Denn idealerweise ist der Beruf auch eine Berufung – und Spaß an dem zu haben was man tut ist das Wichtigste, um nicht die Freude daran zu verlieren.
3 Antworten
Gerade Licht und das Einfühlungsvermögen in Bezug auf die Ziele des Kunden halte ich für wichtig.
Hinzufügen mag ich die „siehst-Du-das-denn-nicht“ Momente:
Wenn der Braut auf dem Bild aller Bilder vom Wind eine Strähne hochgeweht wird, oder sie mit zusammengekniffenen Augen gegen die Sonne blicken muss.
Wenn der Fotograf den Winkel so wählt, dass hinter dem Objekt doch noch ein Stück Baustelle oder eine Mülltonne zu sehen ist.
Als Band hatten wir einmal auf sämtlichen Bildern die Rolle des Backdrops hinter den Köpfen…
Lange Rede mit kurzem Sinn: den BLICK haben nur wenige von vielen… 😉
Ich hoffe die Backdrop-Rolle war dann nicht auf den fertigen Bildern zu sehen? 🙈
Ja doch 😁 Wir haben dann eine neue Session bekommen 😎